Vom 2-Mann-Projekt zur Holacracy bei soulbottles
Als Ende 2013 die erste große Lieferung von 10.000 soulbottles bei uns in Kreuzberg eintraf, war mir und Georg klar, dass wir das nicht mehr alleine schaffen konnten: Wir brauchten ein Team. Innerhalb der nächsten Jahre sollte aus unserem zwei-Mann-Projekt ein Unternehmen mit über 40 Mitarbeiter*innen werden.
Am Anfang war das Gefühl das Menschen „für mich” arbeiten sehr seltsam. Ich wollte doch „zusammen arbeiten”. Doch auch wenn wir das allen immer wieder gesagt haben – eine gewisse Hierarchie war da.
Wir haben außerdem gemerkt, dass wir immer wieder das gleiche Gespräch führten:
Jemand kam zu uns mit einem Problem oder stand an einem Entscheidungspunkt und wollte, dass wir es lösen oder die Entscheidung treffen.
Und oft waren die Probleme neu für uns und wir wussten selbst nicht was die beste Lösung war. Also fragten Georg und ich meistens: „Was glaubst du ist die beste Idee?”. Meistens waren die Antworten, durchdacht, informiert und sinnvoll. Und wir sagten „Na dann lass uns das erstmal so ausprobieren!”
wir brauchen ein system!
Als unser Team dann 2014 mehr als zehn Personen groß wurde, war uns klar wir brauchen eine Struktur. Zum Glück war dieses Jahr das Buch Reinventing Organziatons von Frederic Laloux rausgekommen in dem wir zum ersten Mal von „Holacracy” hörten. (Zugegeben Georg hat das Buch gelesen und mich dann mühevoll überreden müssen es auch zu tun, zum Glück gibt es das jetzt auch als deutsches Hörbuch).
Die Idee von Holacracy ist, neben anderen Dingen, dass man Chefs und Manager abschafft und die Menschen sich selbst organisieren. Daher spricht man auch von „Self-Management”. Die Grundüberlegung ist, dass Menschen die im Thema arbeiten (z.B. im Marketing oder in der Logistik) oft auch die besten Ideen haben um die Arbeit zu strukturieren und die besten Entscheidungen treffen können. In vielen Organisationen sind Chefs, die Vorschläge erst abnicken müssen, dann der bottleneck und davon hatten wir ja schon so viele (haha – verstehste, weil wir doch Flaschen verkaufen!).
Ein weiterer zentraler Aspekt von Holacracy ist der Purpose: Die ganze Firma richtet sich nach einem Zweck (engl. Purpose) aus. Und das muss nicht unbedingt sein: Wir scheffeln ganz viel Kohle. Bei uns z.B. ist der Purpose: Wir wollen, dass alle Menschen gerne sozial-ökologisch nachhaltig handeln und konsumieren können ohne den Planeten unnötig zu belasten.
Nach diesem gemeinsamen Zweck ist alles auszurichten. Wie genau das auszusehen hat, ist nicht vorgeschrieben. Das ist ein großer Game-Changer:
Alles ist erlaubt was nicht explizit verboten ist und jeder und jede darf alles entscheiden.
In der Praxis merkten wir dann schnell, dass man doch ein paar Regeln braucht, um gut miteinander zusammenzuarbeiten. Dafür liefert Holacracy ein zuverlässiges System, um Strukturen flexibel und demokratisch zu ändern.
Das konsequente Umsetzen dieses Purpose Gedanken spiegelt sich bei uns auch in unseren Eigentumsverhältnissen wieder.
Natürlich gehören zu Holacracy noch mehr Aspekte, z.B. dass Arbeit in Rollen aufgeteilt wird und diese (relativ) schnell geändert, gewechselt und getauscht werden können. So ist es bei uns nicht ungewöhnlich wenn Menschen im Marketing anfangen und später in die Logistik wechseln oder unsere Personalverwaltung auch parallel Koch ist (wobei wir ihn „Kitchenwizard” nennen).
Falls du eine kleine Übersicht haben möchtest, empfehle ich dieses Video. Für alle die es noch genauer wissen möchten, empfehle ich die „How it Works” Seite von Holacracy One oder natürlich das Buch von Laloux.
unsere weiterentwicklung
Mit der Zeit sind uns neben den vielen Vorteilen auch Dinge bei Holacracy aufgefallen, die nicht so gut gelöst sind. Die „Verfassung” also das Regelwerk ist super lang und in schwierigem Englisch geschrieben. Glaubst du nicht? Dann schau mal hier.
Außerdem ist Holacracy in der ursprünglichen Variante sehr technisch und rückt eher die Prozesse als „den Mensch” in den Vordergrund (das sagt auch Zappos, die Holacracy auch benutzen).
Daher hat Georg viel Zeit und Energie hineingesteckt die Verfassung zu übersetzen, zu vereinfachen und um das „menschliche” Elemente zu erweitern: Dabei rausgekommen ist unser sehr eigenes soulOS - soulful organizations System. Darin sind auch viele Aspekte aus der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg enthalten, über die ihr hier mehr erfahren könnt.
Im soulOS hat Georg die Erfahrung bei uns und bei anderen Unternehmen mit einfließen lassen. Und wir bieten darin auch Workshops an. Wenn ihr mehr darüber wissen möchtet meldet euch bei uns.